Startseite der Ort Aktuelles Geschichte Bilder Links

zur Radfahrseite
zur AG Rad

Auswertung der Radfahrunfälle im Kreis Schönebeck

Baustelle
Diese Seite ist noch eine Baustelle. Das Schild steht so aber schon richtig. Lesen Sie unten, warum.

Unfallrisiken beim Radfahren

Radfahren ist sicher. Statistisch genau so sicher wie Autofahren. Genau genommen sogar sicherer: Nach Mitteilung des Straßenverkehrsamtes des Salzlandkreises gibt es im gesamten Salzlandkreis jährlich etwa 350 Unfälle mit Radfahrbeteiligung und etwa 6000 Kfz-Unfälle. Damit liegt der Anteile der Radfahrer an der Gesamtzahl der Unfälle (ca. 6%) erfreulicherweise weit unter ihrem Anteil am Verkehr (ca. 10 bis 11%), d.h. Radfahrer sind stark unterproportional an Unfällen beteiligt. Und je mehr Radfahrer auf den Straßen unterwegs sind, desto sicherer wird das Radfahren. Dennoch sollte man die Haupt-Unfallursachen kennen, um sie vermeiden zu können. Denn einige davon sind gut vermeidbar. Eines der Hauptrisiken ist, auf Rad- und Gehwegen zu fahren. Denn dort fährt man außerhalb des Sicht- und Aufmerksamkeitsbereiches von Kfz. Darüber hinaus existieren auf Rad- und Gehwegen viele weitere Gefahren: Das Fahren auf Rad- und Gehwegen war Ursache für fast die Hälfte (48%) der Unfälle im Bereich der VG Schönebeck und 40% der Unfälle im Bereich des LK Schönebeck. Im Diagramm rot eingetragen.  Die blau  eingetragenen Unfälle ereigneten sich auf der Fahrbahn.

Radwege verursachen Unfälle. Können Radwege auch Unfälle vermeiden?

Viele Radfahrer haben Angst, daß von hinten Kfz auffahren oder Kfz beim Überholen seitlich mit ihnen kollidieren. Diese Angst ist dadurch zu verstehen, daß man hinten keine Augen hat und deshalb dort eine Gefahr vermutet. Eine menschliche Ur-Furcht vor allem, was man nicht sieht. Vor solchen Längsverkehrsunfällen sollten Radwege schützen, meint man. Auch daraufhin wurden die Unfallbeschreibungen untersucht. Heraus kam, daß die Größenordnung der Gefahr durch den Längsverkehr weit überschätzt wird. Von allen Unfällen auf der Fahrbahn waren es im Gebiet der VG Schönebeck nur 4 Unfälle von dem Typ, der durch einen Radweg hätte verhindert werden können, 12 im Kreisgebiet (grün eingetragen, jeweils als Untermenge der blau eingetragenen Fahrbahnunfälle).
Wenn man darüber nachdenkt, merkt man schnell, warum das so ist: selbstverständlich sind Radfahrer dort am sichersten, wo sie auch sofort von nachfolgenden Kfz-Fahrern gesehen werden. Auf der Fahrbahn, und nicht etwa auf dem Radweg. 
Radfahrunfälle VG Schönebeck
Radfahrunfälle VG Schönebeck (Schönebeck, Plötzky, Pretzien, Ranies) von 2002 bis 2007, nach Unfallorten unterteilt.
Radfahrunfälle LK Schönebeck
Radfahrunfälle im Gebiet des bisherigen Landkreises Schönebeck (inkl. der VG Schönebeck), nach Unfallorten unterteilt.
Damit fällt die Gesamtbilanz der Rad- und Gehwege düster aus: Auf Rad- und Gehwegen verunglücken im Gebiet der VG Schönebeck fast zehnmal soviel Radfahrer im Verhältnis zu den Unfällen, die das Fahren auf Radwegen möglicherweise hätte verhindern können. Und auch im Kreisgebiet ist die Zahl der durch Rad- und Gehwege verursachten Unfälle immer noch viermal so hoch wie die der potentiell durch sie verhinderten. Die Gefahren von Radwegen faßt der folgende Radfahrerspruch gut zusammen:
Weißes Fahrrad, blauer Grund -
fahr' dort nicht und bleib gesund!

Beim Fahren auf Rad- und Gehwegen dominieren in den Polizeimeldungen die Unfallszenarien Die weiteren Unfallursachen sind vielfältig und reichen von Alleinunfällen bis hin zum Mißachten roter Ampeln. Auch einige Türunfälle wurden notiert. Also die Unfälle, bei denen Radfahrer zu dicht an parkenden Autos vorbeifahren und der Fahrer (oder bei Radwegen: der Beifahrer) plötzlich die Tür öffnet. Was kaum jemand weiß: in diesen Fällen bekommt der Radfahrer häufig eine Mitschuld wegen fehlenden Abstandes angerechnet.

Vermeintliche Risiken? - Häufige Irrtümer

Es gibt Fehlverhalten von Radfahrern bzw. Ausrüstungsmängel, die volkstümlich als sehr gefährlich angesehen werden, es oft aber gar nicht sind. Das einzig wirklich häufig aufgetretene und auch unfallursächliche Fehlverhalten ist das Linksfahren - und das wiederum tritt nur auf Rad- und Gehwegen auf, und ist dort teilweise auch erlaubt, oft sogar vorgeschrieben. Und seit 1990, also seit 17 Jahren wird von Kindesbeinen an, durch Eltern, Schulen, Polizei und Medien den Radfahrern nahegelegt, überall, nur nicht auf der Fahrbahn zu fahren. Diese Dauer-Beeinflussung wirkt sich irgendwann aus, und da ist es kein Wunder, daß inzwischen die meisten Radfahrer unterschiedslos ob erlaubt, nicht erlaubt oder vorgeschrieben auf irgendwelchen Wegen fahren, nur nicht auf der vermeintlich gefährlichen Fahrbahn.
Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, daß gerade alte Leute noch ordentlich die Fahrbahn benutzen. Gelernt ist eben gelernt.
Ärgerlich, wenn nicht gar hinterhältig ist, wenn selbst vom Innenministerium die Unfallursachen (bewußt oder irrtümlich) fehlinterpretiert werden und zum Anlaß von Anti-Radfahrer-Kampagnen gemacht werden, z.B. diese aus dem Jahr 2002.

Die Schuldfrage

Die Frage, wer der Schuldige an Radfahrunfällen ist, läßt sich in den meisten Fällen nicht aus den Polizeimeldungen entnehmen. Gerade beim Fahren auf Radwegen geht man aber als Radfahrer das Risiko ein, zum Schaden auch noch die (Teil)Schuld zu bekommen, nämlich dann, wenn man den falschen Weg gewählt hat. Aber auch bei Türunfällen, bei denen man mangelnden Sicherheitsabstand vorgeworfen bekommt. Einen interessanten Anhaltspunkt dazu, wie die Schuldverteilung tatsächlich aussieht, liefert ein Blick in die regelmäßige Unfallstatistik, die das Innenministerium regelmäßig herausgibt. Und dort sind die Unfallursachen "Fehlverhalten von Radfahrern" und "Fehlverhalten gegen Radfahrer" immer etwa gleich verteilt. Radfahrer sind weder bessere noch schlechtere Verkehrsteilnehmer, und da ist zunächst nichts anderes als die auch real vorhandene statistische Gleichverteilung zu erwarten.
Daß bei Radunfällen jeweils die Alleinunfälle und die Unfälle zwischen zwei Radfahrern als "Fehlverhalten von Radfahrern" gezählt werden, verfälscht die Statistik, was dann zu Aussagen führt wie "60% der Radfahrer sind an ihren Unfällen selbst schuld". Würde man so auch bei Kfz verfahren, dann wäre der entsprechende Prozentsatz weit höher. Warum das so ist und einen online-Rechner dazu findet man beim Automatischen Schuldzuweiser.

Datenbasis

Von 2002 bis 2007 hat die Polizei Sachsen-Anhalt die Pressemeldungen über Unfälle u.a. für den LK Schönebeck im Internet zur Verfügung gestellt. Diese stehen nach wie vor online zur Verfügung. Wegen der Umstrukturierung der Polizeibehörden gab es dann erst ab etwa Mitte 2008 wieder Pressemeldungen für den Salzlandkreis online zu lesen.
Die Unfallmeldungen wurden nach den Unfallorten unterteilt in "Rad- und Gehweg" und "Fahrbahn". Dabei enthält "Rad- und Gehweg" alle Arten von Wegen, auf denen Radfahrer außerhalb der Fahrbahn fahren.

Warum wurden alle Rad- und Gehwegunfälle zusammengefaßt?

Die Seitenräume neben oder auf der Fahrbahn können als gekennzeichnet werden, und das alles sowohl Die Unterschiede dazwischen, und vor allem die richtigen Antworten auf die Frage, was davon wann mit dem Fahrrad ist weithin unbekannt. Sowohl bei denen, die es von Berufs wegen wissen müßten, als auch beim größten Teil der Radfahrer, von denen die meisten daher auf allem fahren, was nur irgendwie abseits der Fahrbahn liegt. Und oft ist es auch nur Zufall, der darüber entscheidet, ob es der Weg , auf dem man fährt, nun behördlicherseits zum Radweg erklärt wird oder nicht. Wenn aber bereits Fachkundige in vielen Fällen überfordert sind - wie kann man da genauere Kenntnis von Radfahrern erwarten, bei denen man z.B. auch keinen Führerscheinprüfung voraussetzen kann. Wobei derartige filigrane Detailkenntnisse von Spezialregeln der StVO auch in den Fahrschulen nicht vermittelt werden.   Darüber hinaus gibt es dann auch Festlegungen für Kinder bis 8 Jahren, die Radwege nicht benutzen dürfen und statt dessen den Gehweg benutzen müssen, und für Kinder bis 10 Jahren, die Gehwege benutzen dürfen. In den Polizeimeldungen tauchten solche Einzelheiten ohnehin selten auf. Deshalb konnte allenfalls aus Ortskenntnis, unter Zuhilfenahme von brain 1.0 und der Glaskugel, und dies nicht in allen Fällen festgestellt werden, welcher Art der Rad- oder Gehweg war. Auch deshalb wird auf eine weitere Unterteilung verzichtet. Für das Unfallrisiko ist es egal, ob die Benutzung des jeweiligen Radweges legal oder illegal erfolgte - das liegt beim Fahren auf Rad- und Gehwegen eben 3 bis 12fach höher als auf der Fahrbahn. Außerdem wurde versucht, typische Unfallursachen zu kategorisieren. Wegen der mangelnden Datenbasis - sollten die von 2002 bis 2007 gemeldeten 123 Unfälle denn wirklich alle sein, dann wäre dies erfreulich wenig - ist eine statistische abgesicherte Auswertung nicht möglich, so daß hier nur einzelne Tendenzen genannt werden können. Zur Datenbasis muß darauf hingewiesen werden, daß gerade bei Unfällen mit schwächeren Verkehrsteilnehmern die Dunkelziffer sehr hoch liegt. In der Uniroyal-Verkehrsuntersuchung Nr. 18 wird ein Erfassungsgrad von 95 - 100% bei tödlichen Unfällen und von 65 - 80% bei Unfällen mit Schwerverletzten genannt, bei Unfällen mit Leichtverletzten nochmals darunter.
Bei Unfällen mit Fußgängern und Radfahrern wird die Dunkelziffer bei Unfällen mit Leichtverletzten auf 42% und bei Unfällen mit Schwerverletzten auf 25% geschätzt. Zur Erfassung von Alleinunfällen kommt es nur in Ausnahmefällen, geschätzt zwischen 3 und 18%, dabei werden Stürze von Erwachsenen häufiger erfaßt als Stürze von Kindern.

Tips zum sicheren Radfahren

Radfahren ist sicher, genauso sicher wie z.B. das Autofahren. Dennoch sollen hier einige wichtige Hinweise zum sicheren Fahren und zum Vermeiden von Fehlern gegeben werden.

Literatur zum Radfahren

Dietmar Kettler: Recht für Radfahrer. Ein Rechtsberater
Rhombos-Verlag, ISBN: 978-3-938807-99-6 
(Ein vorzüglicher Ratgeber für alle rechtlichen Fragen zum Radfahren)
Thomas Möller, Hansestadt Rostock (Hrsg.): Fahr Rad! Wege zur Fahrradstadt.
Bezug über http://www.inspirationsbuch.de/ (1 Exemplar kostenlos, solange Vorrat reicht)
(wie der Name der Webadresse sagt: ein Inspirationsbuch. Macht Spaß darin zu lesen, und inspiriert sich auf's Rad zu setzen und loszufahren. Angenehme Werbung für das Radfahren im besten Sinne!)
Dieter Ellinghaus ; Jürgen Steinbrecher: Radfahrer - Jäger und Gejagte.
Uniroyal-Verkehrsuntersuchung Nr. 18


Impressum  

Stand der Bearbeitung: 11.11.2008